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Die Jagdgenossenschaft Schattin-Duvennest-Lenschow

Die Jagsgenossenschaft Schattin-Duvennest-Lenschow wurde nach der Wiedervereinigung 1992 in Warsow neu gegründet. Die Gesamtfläche des Jagdgebietes war damals rund 880 ha.

Zum 1. Vorsitzende (Jagdvorsteher) wurde Herr Georg Eichholz gewählt. Am 31. März 2000 gab es einen komplett neuen Vorstand Jetzt wurde Frau Ingrid Schwarz zur Jagdvorsteherin gewählt. Sie trat aber in der Jagdgenossenschafts-Versammlung am 22. Juni wieder zurück. Der neue Jagdvorsteher hieß jetzt Herr Michael Bayer.

Der 1. Jagdpächter war für 9 Jahre Herr Orlowski, Autohändler in Eutin. Am 19. Januar 2001 bekam Herr Dr. Uthoff, Privatpraxis für Orthopädie und Chirotherapie in Bad Schwartau, den Zuschlag zum Jagdpächter.

Nachdem durch den Autobahnbau viel Jagdfläche verloren ging, beträgt die bejagbare Fläche heute nur noch rund 820 ha. Der Wildbestand auf dieser Fläche ist 2008/09

Rehwild 		= ca. 90 Stück,
Rotwild 		= ca. 20 Stück,
Wildschweine	 	= ca. 70 Stück,
Nandus 			= ca. 20 Stück.  Diese dürfen aber nicht gejagt werden.

Die Sau auf dem Eis

Eine kleine Jagd-Geschichte, aufgeschrieben für diese Chronik von Wulf-Heiner Kummetz aus Krummesse.

Es ist ein kühler Februarnachmittag, als bei Jagdaufseher Böckenhauer das Telefon klingelt. Ein aufgeregter Anwohner meldet ein verletztes Wildschwein in der Nähe der Moorwiese / Schattin. Auch der Reviernachbar Wolf Menken meldet sich kurze Zeit später und berichtet Böckenhauer von der kranken Sau. Um das Tier so schnell wie möglich von den Leiden zu erlösen, beschließen die Jäger, sich mit einem Jagdhund an den beschriebenen Fundort zu treffen. Dort angekommen, war das besagte Tier natürlich schon weg. Allerdings hinterließ es eindeutige Fährten im Waldboden. Und so machten sich die beiden Waidmänner auf die Suche, gingen wie „Trapper“ den Fährten hinterher. Nach zehn Minuten verliefen sich allerdings die Spuren. Böckenhauer und Menken wurden nervös – muss das Tier doch ganz in ihrer Nähe gewesen sein. Etwas mehr Übersicht hatte die Jagdhündin Bella. Nervös zog sie an der Leine und wollte damit sagen: „Ich weiß, wo sich die Sau versteckt“. So überließen die Waidmänner Bella die Arbeit. Und siehe da, nach einigen Augenblicken war das gesuchte Tier gefunden. Doch ehe einer der Jäger auch nur zur Waffe greifen konnte, machten sich Wildschwein und Hund auf und davon. Zwar deutlich humpelnd, war das kranke Schwein jedoch noch ziemlich schnell auf den Läufen. Eine Verfolgungsjagd begann – denn es war Gefahr in Verzug. Eine verletzte Sau kann lebensgefährlich sein, nicht nur für einen erfahrenen Jagdhund.

Böckenhauer und Menken schlugen sich durchs Unterholz und hatten nach einigen hundert Schritt wieder Blickkontakt zu Sau und Hund. Doch dann das: Beide Tiere rannten auf den noch zugefrorenen Moorteich. Schon nach einigen Augenblicken hörten die Jäger das Krachen des spröden Eises. Das auf 100 Kilogramm geschätzte Schwein drohte mit samt dem Hund im Moorteich zu versinken. Das Eis knackte immer lauter, doch Hund und Wildtier ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Dann der rettende Sprung auf eine kleine Insel. Nun waren die Tiere zwar in Sicherheit – aber wie sollte man jetzt auf die Insel kommen? Es gab nur eine Lösung – warten, bis beide den Rückweg über das Eis antreten – und hoffen, dass keiner der Vierbeiner einbricht.

Nach gut einer Stunde und einsetzender Dämmerung entschlossen sich die Tiere dann, die Insel zu verlassen. Wieder knackte es, das Wasser spritzte durch die Risse der Eisschollen. Trotzdem hatten Bella und die Sau Glück – sie erreichten das Ufer. Was die Sau nicht ahnte: Der Jagdhund Bella trieb sie genau zu ihrem Herrchen, das schon mit der Büchse im Anschlag auf das kranke Stück Wild wartete. Dann ein lauter Knall – und das schwer verletzte Tier wurde durch einen gezielten Schuss erlöst. Nicht erlöst waren hingegen die beiden Jäger. Zwar war nun jede Gefahr gebannt – aber bis zum Auto konnte der fünfjährige Keiler nicht mehr selbständig laufen…

An der Schattiner Jagdhütte angekommen, sollte unter Scheinwerferlicht der Grund für die starke Lahmheit des Wildschweins festgestellt werden. Schon während des Aufbrechens war klar: Das Tier wäre aufgrund der Verletzungen qualvoll verendet. Wahrscheinlich war es ein großes Auto oder ein LKW, der dem Keiler auf der rechten Körperseite schwer zugesetzt hat.

Nichts desto trotz war ein Großteil des Wildfleisches noch verwertbar. Somit war die Jagdaktion nicht nur erlösend, sondern sorgte einige Zeit später auch für einen saftigen Wildbraten.

Die Nandus

Artikel von Gunther Latsch veröffentlicht im Spiegel am 23.Mai 2005 (Heft 21/05)

In Mecklenburg-Vorpommern leben Nandus in freier Wildbahn. Für die einen stören sie das ökologische Gleichgewicht, für die anderen sind sie niedliche Neubürger.

An was denkt ein Spaziergänger, wenn es im Rapsfeld raschelt? An ein Reh wahrscheinlich, ein Wildschwein oder einen Ökobauern. Auf keinen Fall aber an ein Wesen, das seinen winzigen Kugelkopf wie ein flauschiges Periskop aus der Blütenpracht streckt und freundlich lächelt.

„Ganz rührende Gesellen sind das“ sagt Ursula Langmaack, Wirtin der Lenschower Deel im mecklenburgischen Schattin. Sie hat die großen Vögel lieb gewonnen, die regelmäßig an ihrem Waldhotel auftauchen, herumstolzieren und sich füttern lassen. Den Ziegen und Kaninchen in ihrem Streichelzoo haben sie in der Sympathieskala längst den Rang abgelaufen.

Bei den tierischen Gästen handelt es sich um Nandus, eine südamerikanische Vogelart. Drei Paare waren im Herbst 2000 aus einem Gehege im nahe gelegenen Groß Grönau ausgebrochen. Die Züchter dachten, die Flüchtlinge würden in freier Wildbahn eingehen. Doch die zähen Vögel überlebten den Winter, vermehrten sich und nisteten sich im Naturschutzgebiet der Wakenitz-Niederung ein. Gut 50 der maximal 1,70 Meter großen und bis zu 20 Kilo schweren Laufvögel sind nun im Grenzgebiet zu Schleswig-Holstein unterwegs.

Dem einen oder anderen Jogger mag schon mal das Herz stillstehen, wenn aus heiterem Himmel einer dieser Riesenvögel aus dem Unterholz bricht. Für den Touristen in der strukturschwachen Region jedoch sind die Nandus ein Segen. Langmaacks Hotel wirbt mit ihnen um Gäste, Ferienanbieter verweisen stolz auf die Pflanzen- und Insektenfresser, die „sich gut an den neuen Lebensraum angepatzt haben“. Seit Anfang des Jahres streift das exotische Federvieh ganz legal durch deutsche Wälder: Es ist erstmals in die Rote Liste des Umweltministeriums Mecklenburg-Vorpommern aufgenommen worden.

So ungewöhnlich die Vögel inmitten von Sumpfwiesen und Rapsfeldern auch anmuten – sie sind nur eine von rund 1400 nicht einheimischen Tierarten, die in Deutschland leben. Ob amerikanische Ochsenfrösche rund um Karlsruhe, nordamerikanische Waschbären im Raum Kassel oder afrikanische Halsbandsittiche im Kölner Stadtgebiet – überall in der Republik haben sich tierische Einwanderer etabliert.

Neozoen nennen Biologen jene Arten, die – unter mehr oder weniger direkter Mithilfe von Menschen – in Gebiete vorgedrungen und heimisch geworden sind, in die sie von allein nie gelangt wären.

Doch wie immer, wenn Fremde auftauchen, wachsen Angst und Misstrauen. Wolfgang Menken, Jagdpächter im Nandugebiet, fürchtet angesichts der gefiederten Latino-Schar um das ökologische Gleichgewicht: „Die Wakenitz-Niederung ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das heißt: Im Vordergrund steht der Schutz der Landschaft und der dort heimischen Tierwelt, Nandus haben dort nichts zu suchen.“

Ähnlich Nandu-feindlich äußern sich seine Kollegen vom Jagdschutz-Verband. In einer vom Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie einberufenen Expertenrunde wussten sie Schreckliches zu berichten: etwa über das abartige Sexualverhalten eines Nanduhahns. Der soll auf einer Weide ein Kalb mit seinem Balztanz derart bedrängt haben, dass es in wilder Panik in einen Stacheldrahtzaun rannte. Seltenen Heuschreckenarten wie der Blauflügeligen Ödlandschrecke drohe, so Menken, gar akute Lebensgefahr – vor allem an einer 50 Meter breiten Grünbrücke, die allem, was kreucht und fleucht, den Weg über die A 20 ebnen soll. „Jede Nanduhorde, die sich dort hinstellt, hat einen gedeckten Tisch.

Ragnar Kinzelbach, Neozoen-Experte und Biologieprofessor an der Universität Rostock, hält derlei Ängste für „Kinderkram“. Dahinter stehe ein statisches Naturbild, das zu einem „Blut- und Boden-Naturschutz nach dem Motto `Deutsches Land für deutsche Tiere`“ führe. Für ihn ist Natur eine „permanente Dynamik, und viele Arten, die heute als heimisch gelten, sind selber zugewandert oder ausgesetzt worden, etwa der Fasan“. Im Zeitalter weltweiter Warenströme sei eine Globalisierung von Flora und Fauna zwangsläufig und geradezu die „bedeutendste Veränderung der Biodiversität neben dem Artensterben“.

Viele der Einwanderer bleiben nur inkognito, weil sie zu klein sind oder zu unbekannt. „Die Nandus dagegen“, meint Kinzelbach, „sind für jedermann gut sichtbar und erregen deshalb die Gemüter.“

Auch Lothar Wölfel, Nandubetreuer beim Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie, sieht vor allem „ein psychologisches Problem“. Schließlich seien in Mitteleuropa noch keine Arten durch die Konkurrenz von Neozoen ausgestorben. Die Nandus will er zunächst im Rahmen eines Forschungsprojekts observieren lassen. Alles andere wäre schwierig, denn die Vögel unterliegen dem Washingtoner Artenschutzabkommen. Maßnahmen zu ihrer Dezimierung sind juristisch problematisch.

Wegen „der großen Bruterfolge“ will Wölfel allerdings die Population im Zaun halten, „vorbeugend und unblutig“ – durch simplen Eierklau in den Gelegen. Auf Manfred Langmaack, den Ehemann der „Nandu-Mutter“ vom Waldhotel, kann er dabei nicht zählen. Der weiß zwar, wo Nester sind, will es aber nicht verraten. „Die Nandus gehören jetzt hierher, wer ihnen an den Kragen will, soll auch keine Kartoffeln mehr essen. Die kommen auch aus Südamerika.“


Chronik Schattin
Die Forstwärterei
Grenzstreifen-Verordnung

jagdgenossenschaft.txt · Last modified: 2019/04/14 13:20 (external edit)